Geist der Utopie. Erste Fassung

Blochs erstes großes Werk (1918) ist ein sprachmächtiger, gewaltiger und expressionistischer Aufschlag.

Die Rezensentin Margarete Susman schreibt – treffend – 1919:

»Dem, der sich in einer eisigen Sturmnacht im Schnee verirrt plötzlich vor sich ein einsames Licht aufblinken sieht, mag es ähnlich ums Herz sein wie dem, der in der finsteren, armen Sturmnacht der Kriegszeit plötzlich im Herzen Deutschlands ein fremdartig glühendes Licht aufgehen sah: eine neue deutsche Metaphysik.[….]

Aber es ist eine andere Erkenntnis, ein anderes Wissen als das uns gewohnte, das hierzu nottut. Nicht das karge, einzelwissenschaftliche, theoretische Wissen, sondern ein letztes schöpferisches Sicheinsetzen der gesamten Person.[…]

Seit langen Jahrzehnten erhebt hier die Philosophie aus aller vergänglichen Umhüllung mit Einzelwissenschaft und Methode frei ihr ewiges Antlitz.[…]Die Bejahung gilt nicht dem Seienden, weder als Natur noch als Kosmos noch als Gott– sie gilt allein der durch uns zu schaffenden Zukunft.«

Wer sich die Mühe macht, kann in diesem Werk  bereits alle massgeblichen Aspekte und Bestandteile von Blochs in vielen Jahrzehnten ausgebreitetem offenen System finden. Vieles erscheint uns heute irrational, übertrieben pathetisch, unpräzise… aber, wer genau hineinhört und sich darauf einlässt, den Worten und dem Wortsinn zu folgen, der wird überrascht, von der Genauigkeit, Treffsicherheit und Tiefe die Bloch hier vorlegt.

Die erste Fassung ist einzigartig, und deshalb den später folgenden überarbeiteten  Versionen unbedingt vorzuziehen. Sie atmet im »Geist der Utopie« den Geist des Blochschen Denkens in reinster Form.